Freundeskreis der Markuskirche in Steglitz e. V.

Kirche: Baugeschichte

Bau- und Entstehungsgeschichte

 

Die 1880 als Ersatz für die ursprüngliche Dorfkirche mit nur 72 Plätzen erbaute Matthäuskirche erwies sich für die stark angewachsene Landgemeinde Steglitz bald als nicht mehr ausreichend. 1910 hatte die Kirchengemeinde Steglitz (die erst 1950 in die selbstständigen Gemeinden Matthäus, Markus und Lukas geteilt wurde) 54.000 Mitglieder. Der Gemeindekirchenrat entschied sich für einen zweiten Kirchenneubau im Osten des Gemeindegebietes: Dies war die "Geburtsstunde" der Markuskirche.

 

Am Wettbewerb für den Neubau der Markuskirche beteiligten sich folgende Architekten:

  • Erich Blunck (1872–1950), Steglitzer Gemeindebaurat
  • Architekturbüro Peter Jürgensen (1873–1954) und Jürgen Bachmann (1872–1951), Charlottenburg
  • Walter Kern (1860–1912), Königlicher Baurat und Mitglied der Steglitzer kirchlichen Gemeindevertretung, Erbauer der Lukaskirche in Steglitz
  • Otto March (1845–1913), Geheimer Baurat

 

Die Architekten reichten mehrere Entwürfe in unterschiedlichen Baustilen ein, beispielsweise entwarf Erich Blunck eine neogotische und eine neobarocke Variante. (Einige Entwürfe können im Foyer der Markuskirche betrachtet werden.) Der Gemeindekirchenrat entschied sich für die Pläne des Charlottenburger Büros der Architekten Jürgensen und Bachmann; beide gehören zu den erfahrenen Kirchenarchitekten ihrer Zeit. Mit ihrer Abwendung vom Eisenacher Regulativ bzw. Wiesbadener Programm haben sie den protestantischen Kirchenbau weiterentwickelt.

 

Der Bau der Markuskirche unterscheidet sich von anderen Kirchen dieser Zeit in folgender Weise:

  • Die Kirche wurde nicht als "Platzkirche" konzipiert, wie zum Beispiel die Charlottenburger Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche oder die Schöneberger Kirche Zum Guten Hirten, sondern sie wurde an den östlichen Rand des Platzes gestellt.
  • Die Kirche war mit zwei Pfarrhäusern bzw. Gemeinderäumen direkt verbunden.
  • Im Stil ist der Bau sehr schlicht, leicht romanisierend und für die damalige Zeit zu wenig an einen historischen Baustil (Neogotik oder Neoromanik) angepasst.
  • Markantes Merkmal ist der Glockenturm mit Zeltdach.[1]

 

Die Gemeinde sprach sich deshalb auch gegen die Entscheidung ihres Gemeindekirchenrates bzw. des Preisrichterkollegiums aus. Sie kritisierte die bauliche Verbindung von Kirche und Nebengebäuden und forderte einen Neubau im neogotischen Stil. Der Turm wurde als zu "massig" empfunden.

 

Neben der Markuskirche gehören zu wichtigen Kirchenbauten der Architekten Bachmann und Jürgensen die 1910 errichtete evangelische Kirche Zur frohen Botschaft in Berlin-Karlshorst und die Taborkirche in Köpenick aus dem Jahr 1911.

 

  • [1] Christian Simon, Vom größten Dorf Preußens – Steglitz im Wandel der Geschichte. Berlin, 1997, S. 108
Bildnachweis (Foto/Banner, Seite oben): Archiv der Evangelischen Markus-Kirchengemeinde, Berlin-Steglitz